Das Städtchen Geltow liegt an den Ufern der Havel, direkt vor den Toren Berlins. Dieser reizenden Ortschaft im Brandenburgischen, die für viele Hauptstädter zum Naherholungsgebiet gehört, ist es nicht unbedingt anzusehen, dass von dort die Auslandseinsätze der Bundeswehr koordiniert werden. In Geltow ist nämlich der Sitz des sogenannten Einsatzführungskommandos der Bundeswehr.

Vor einigen Monaten, bei einer meiner Wanderungen durch die Mark, durchstreifte ich bei Geltow den sogenannten "Wald der Erinnerungen", eine Gedenkstätte, welche von der Bundeswehr angelegt wurde, um jene Bundeswehrsoldaten zu ehren, die bei Kriegshandlungen ums Leben kamen - ob in der rauen Bergwelt Afghanistans, auf dem Amselfeld, oder wo auch sonst, basierend auf der geographisch aus den Fugen geratenen Geostrategie, welcher sich die Bundeswehr heutzutage unterordnet.

Was hat die Bundeswehr eigentlich in weit entfernten Ländern zu suchen?

Bei meinem Besuch der Gedenkstätte stellte ich mir die Frage, welcher Militärdoktrin sich die Bundeswehr heute eigentlich noch verpflichtet fühlt? In den vergangenen knapp 30 Jahren seit dem Zusammenbruch der realsozialistischen Regime wurde weder die Bundesrepublik, noch ein mit Berlin verbündeter Staat angegriffen. Trotzdem fielen deutsche Soldaten an fremden Orten, weit weg von der Heimat, ein. Ein Schicksal, welches in der Vergangenheit eigentlich Söldnern vorgezeichnet war.

"Der Frieden ist der Ernstfall", so formulierten es früher die PR-Strategen der Bundeswehr; ein Motto, welches später unter Ministerin von der Leyen, eine Politikerin, die sich lieber den Direktiven global agierender Konzernen verpflichtet fühlt, als irgendwelchen sicherheitspolitischen Bedenken, verraten und verkauft wurde. Weshalb sind deutsche Soldaten also im Einsatz: in Subsahara Afrika, am Hindukusch, im Baltikum oder andernorts?

Das größte NATO-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges

Dieser Tage stellte ich mir diese Frage, angesichts der Tatsache, dass seit vergangenem Donnerstag das NATO-Manöver »Trident Juncture 2018« (»Dreizackverbindung«) -die größte Übung des westlichen Militärpaktes seit dem Ende des Kalten Kriegs- stattfindet, wieder.

Dieses Manöver wurde von langer Hand vorbereitet. Schon im Sommer wurden deutsche Truppen in Richtung Norwegen abkommandiert. Auch die PR-Trommel wurde schon frühzeitig gerührt, wobei sich die NATO-PR-Strategen darum bemühten, von einer ganz gewöhnlichen Routinemaßnahme zu schwadronieren - wie sie jedes Militärbündnis praktizieren würde.

Der NATO-Generalsekretär bemühte sich auffällig darum, darauf hinzuweisen, dass das Manöver nicht gegen Russland gerichtet sei, obwohl es direkt an den Grenzen des Riesenreiches vollzogen wird, sondern gegen einem fiktiven Gegner "vergleichbarer Größe“, so Stoltenberg.

Die Ostsee: Ein NATO-Binnenmeer!?

Interessant ist der geostrategische Hintergrund des Manövers, welches zu einem Zeitpunkt in Skandinavien stattfindet, an dem die NATO ihre Fühler in Richtung Schweden und Finnland ausgestreckt hat und beide Staaten am liebsten als Vollmitglieder begrüßen möchte. Die Ostsee soll also nicht nur ein Mare Nostrum der EU, sondern auch der NATO werden, welches Russland isoliert und den Zugang zu den Weltmeeren versperrt. Ähnliches wurde ja auch durch eine angestrebte Vollmitgliedschaft der Ukraine zum Brüsseler Bündnis am Schwarzen Meer versucht - zur Stunde wird Georgien bedrängt.

Die Bundeswehr räumt ein, dass es sich aufgrund des logistischen Aufwandes um ein Manöver der Superlative handelt, denn die NATO-Grenzen wurden tief in den Osten geschoben - obwohl ja angeblich Russland der Aggressor ist.

In Moskau wird man auf jeden Fall zur Kenntnis genommen haben, in welchem Zustand sich die Bundeswehr befindet. Der Hafen von Emden fungierte bei dem Transport des Kriegsmaterials als logistisches Zentrum. Allerdings wurde der Bundeswehr hierbei schmerzhaft bewusst, dass sie über keine tauglichen Seetransporter verfügt. Das Material der Bundeswehr wurde mit Hilfe einer dänischen Reederei nach Norwegen verfrachtet…

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